Der Februar
Wiesenkerbel
Botanische Bezeichnung: Anthriscus silvestris
Ostfriesische Volksnamen: Hingstweed, Karvel, wild Sgilling
Niederländische Bezeichnung: Fluitekruid
Diese Pflanze ist in ganz Ostfriesland reichlich an Graben-und Wegrändern vorkommend.

Beschreibung:
Der Wiesenkerbel wird 1,50 bis ca. 2 m hoch. Ere hat im Gegensatz zu seinen Doppelgängern einen deutlich geriffelten Stängel. Die Blätter sind 2-3 fach gefiedert grün und haben einen Geruch, der in etwa mit der Petersilie vergleichbar ist. Die Blüten sind mattweiß, grünlich bis leicht gelblich und stehen in 4 bis 15 strahligen kahl-stängeligen Dolden. Die Wurzel ist weißlich, pfahlförmig dick verzweigt und beringt.
Vorsicht: Man muss diese Pflanze gut kennen und darf sie nicht mit anderen eventuell giftigen Doldenblütlern wie zum Beispiel den tödlich giftigen Schierling verwechseln. Dieser hat einen glatten Stängel und riecht penetrant nach Mäuseurin .
Erntezeitpunkt:
Blätter: Die Blätter können das ganze Jahr hindurch geerntet werden. Im Winter und im Frühjahr sind sie deutlich milder im Geschmack.
Wurzel: vom September bis April
Verwendung in der Küche:
Das frisch geschnittene Kraut gebraucht man in erster Linie in der Küche. Man kann den Wiesenkerbel gut als Gewürz, ähnlich wie frische Petersilie gebrauchen. Auch eignet er sich gut zu Salaten und in Kräuterbutter. Sogar getrocknet ist er sehr gut zu gebrauchen und eignet sich als Gewürz besonders gut für salzarme Kost. Aus dem Wiesenkerbel kann man einen würzigen Kräuteressig herstellen. Besonders gut gelingt dieser , wenn man die im Hochsommer und im Herbst bei einzelnen Blättern vorkommenden rötlich bis lila gefärbten Blätter verwendet. Dann bekommt der Essig eine schöne lila Farbe.
Die Wurzel kann man, nachdem man sie gesäubert hat, abschälen und im Mixer zerkleinern, dann mit geschlagener Sahne mischen und mit etwas Kräutersalz würzen. Diese sehr würzige Wiesenkerbelsahne schmeckt ausgezeichnet zu Räucherfisch. Man kann die Wurzel aber auch sehr gut in Gemüsesuppen und für Eintöpfe verwenden.
Aus den Wurzeln und den Blättern lässt sich auch ein Kräutersalz herstellen, welches durch die Wurzel einen etwas sellerieartigen Geschmack bekommt.
Heilwirkung:
Hier ist kaum etwas bekannt. An der Universität Groningen in den benachbarten Niederlanden betreibt man jedoch seit Jahren eine intensive Forschung als mögliches Heilmittel gegen Krebs aufgrund des Gehaltes an Podophyllin.
Bekannte Inhaltstoffe: Flavonglycosid Apiin, Podophyllin, Vitamin C, Bitterstoffe, ätherische Öle und in der Wurzel außerdem noch Senfölglycoside.
Handel: Über Kräuter Schulte getrocknet erhältlich. Als Saatgut über Gärtnerei Rühlemanns in Horstedt.
Klette
Botanische Bezeichnung: Arcticum Lappa = Bardanae (große Klette),
Arcticum minor (kleine Klette),
Arcticum tomentosum Mill (filzige Klette)
Ostfriesische Volksnamen: Klatten, Düvelsförken, Kliwenwuddel
Niederländische Bezeichnung: Klis, keine Klis, groote Klis, donzige Klis

Die einzelnen Klettenarten werden von der Allgemeinheit nicht unterschieden, am häufigsten findet man in Ostfriesland die kleine Klette.
Tee aus der Wurzel gilt noch heute als Heilmittel bei rheumatischen Leiden und wird zur Förderung des Haarwuchses gebraucht. Bei Haarausfall und bei schuppigen Ekzemen auf der Kopfhaut hat sich das Klettenwurzelöl besonders bewährt. Es handelt sich hierbei um einen öligen Auszug aus Klettenwurzeln mit Olivenöl Dieses wird in die Kopfhaut einmassiert. Es passt besonders bei Patienten mit dünnem Haar. Heutzutage gibt es auch ein Shampoo und eine Haarspülung aus Klettenwurzeln.
Teezubereitung: 2 gehäufte TL klein geschnittener Klettenwurzel werden mit ½ Liter kaltem Wasser angesetzt. Nach ca. 5 Std. wird der Tee kurz zum Sieden erhitzt, 1 Minute am Sieden gehalten und abgeseiht. 3 x tägl. 1 Tasse ist die richtige Dosierung.
Verwendung in der Küche:
Von der Klette kann man nur die Wurzel als Nahrungsmittel verwenden, denn die Blätter schmecken bitter.
Sie wird dafür geschält, gekocht und kann dann wie eine Schwarzwurzel zubereitet gegessen werden. Auch lässt sie sich in Kartoffel und in Gemüsesuppen und in Aufläufen verwenden
Bekannte Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Sitosterin, Antibiotische u. pilztötende Stoffe.
Handel: Apotheke unter der Drogenbezeichnung: Radix Bardanae. Als Shampoo heißt es Floracell – Klettenwurzelhaarshampoo oder auch Floracell - Klettenwurzelhaarspülung. Über die Apotheke im freien Kräuterhandel als Klettenwurzel und über Kräuter Schulte als Klettenwurzeltinktur, diese ist aber apothekenpflichtig.
Topinambur
bei Asthma, Heiserkeit, Hals- und Mandelentzündungen u. a.
Botanische Bezeichnung: Helianthus tuberosis
Ostfriesische Volksnamen: Puupspeern, Swientuffels
NL: Aardpeer

Die essbaren Knollen dieser ursprünglich in Nordamerika heimischen Sonnenblumenart wurden von den Franzosen bei einem Indianerstamm entdeckt und nach Frankreich gebracht- In Anlehnung an den Indianerstamm Topinamba wird diese Pflanze in Europa seither Topinambur genannt. Topinamburknollen können wie Pellkartoffen gekocht und danach abgepellt werden. Da sie oft Blähungen auslösen, werden sie von den Ostfriesen oft als „Puupspeern“, also als „Blähbirnen“ bezeichnet. Oft hört man aber auch den plattdeutschen Namen „Swientuffel“, der gleichbedeutend ist mit „Schweinekartoffel“.
Die Knollen kann man bei Husten, Bronchitis und Halsentzündung mit Kratzen im Hals einzusetzen. Auch bei einer schmerzhaften Mandelentzündung mit Beteiligung der Lymphknoten wirken sie sehr gut, wobei man sie in allen Fällen roh, d. h. gekaut oder gerieben, einnehmen muss. In Reformhäusern wird heute ein entsprechender Presssaft angeboten, der für denselben Zweck verwendet werden kann. Bei Asthma lässt sich die frisch geriebene Topinamburknolle ebenfalls sehr gut einsetzen. Meiner Erfahrung nach regt sie darüber hinaus auch die Darmflora an, verfügt also über eine probiotische Wirkung.
Bei empfindlichen Menschen kann der Verzehr der rohen Topinamburknollen Blähungen auslösen oder verstärken. Nach einiger Zeit scheint jedoch eine Gewöhnung einzutreten, so dass diese Erscheinungen wieder verschwinden.
Handel: Im Winterhalbjahr werden die frischen Knollen in vielen Bioläden angeboten. In Reformhäusern ist ein aus den frischen Knollen hergestellte Presssaft erhältlich (Fa, Schoenberger). Die getrockneten Knollen können über die Firma Kräuter Schulte als „Topinamburknolle, geschnitten und gemahlen“ bezogen werden. Wer einen Garten besitzt, kann Topinambur problemlos auch selbst anbauen.